Ein merkwürdiges, aus Eisen geschmiedetes Wirthausschild befindet sich seit 1936 in der Sammlung des Heimatmuseums: Es zeigt einen Schwan oder eine Gans im Zentrum eines sechszackigen Sterns, der allgemeinhin als jüdisches Symbol angesehen wird. Der Stern wurde aus breiten Blechstreifen zusammengenietet und der ausgeschnittene Vogel war einst mit einem weißem Ölfarbenanstrich versehen. Das Schild stammt aus dem Besitz des Landwirtes Josef Winter, der den Kolbmannshof, einst bis 1847 Tavernen Wirtschaft „Zur goldenen Krone“, seit 1912 bewohnte. Zudem war er einer der sieben Gründungsväter des Heimatmuseums. Woher Winter dieses einfache Wirtsschild hatte, das um 1700 entstanden sein muss, ist nicht bekannt.
Solche zur späteren Zeit meist sehr kunstfertig geschmiedeten Wirtshausschilder heißen eigentlich Nasenschilder, da sie rechtwinklig von der Hauswand in die Straße ragten. Sie sind quasi eine traditionelle Form der Werbung und wurden später durch gemalte Ladenschilder und schließlich, seit dem 20. Jahrhundert, durch Leuchtreklamen weitestgehend ersetzt.
Aber was soll nun ein Wirtshausschild in Form eines Davidsterns? Der Davidstern, hebräisch „Magen David“, was übersetzt „Schild Davids“ bedeutet, ist benannt nach dem biblischen König David von Juda und Israel, aber auch unter den Namen Salomons Siegel, Hexagramm oder etwa „Judenstern“ bekannt. Jedoch wurde er erst im späten 19. Jahrhundert im Bewusstsein der Allgemeinheit mit dem Judentum identifiziert und später zum Wappen des Staates Israel, als die zionistische Bewegung in Europa den Davidstern zu ihrem Symbol wählte. Seit dem frühen Mittelalter galt der sechszackige Stern als ein von Juden und Christen gleichermaßen verwendetes Abwehrzeichen, die Ursprünge dafür liegen im Alten Ägypten. Ab 1490 taucht der das Hexagramm als Symbol der jüdischen Gemeinde in Prag auf.
Jedoch hat das Wirtsschild in Schnaittach keinen religiösen Bezug. Vielmehr ist der Stechstern seit Ende des 15. Jahrhundert das Schutzsymbol der süddeutschen Brauer, die wegen ihrer heißen Kessel ständig Angst vor Feuer hatten. Vermutlich brachten Juden aus Nürnberg und Franken, die Mitte des 14. Jahrhunderts vor einem Pogrom flohen, den Schutzstern mit nach Prag. Und hier schließt sich der Kreis zu gemeinsamen, jahrtausendalten Wurzeln von Brauerei- und jüdischem Symbol.
(c) Dr. Nicole Brandmüller-Pfeil