Die Siedlung hat den Namen des Baches übernommen, weil sie nicht nur der älteste bewohnte Ort des Tales ist, sonder von Anfang an auch Mittelpunkt der Landschaft war. „Schnaittach" bedeutet soviel wie „Grenzbach". Das Schnaittachtal liegt unmittelbar am Fuße der Albstufe, vom Markt Schnaittach abwärts senkt sich der Bach in die Sandsteine des unteren Schwarzen Jura (Lias) und der oberen Rhätschichten. Hier stießen also zwei verschiedenartigen Landschaften aneinander, die auch schon frühzeitig politisch getrennt waren. Daher gab man dem Fluß den Namen Grenzbach. Nachweisbar reichte in früherer Zeit der Nürnberger Reichswald bis an die Schnaittacher Ortsflur heran.
Im Jahre 1011 wird Schnaittach erstmals in einer Urkunde genannt. Der Ort bestand aber vermutlich bereits länger. König Heinrich II., der Heilige, schenkte mit Urkunde vom 02. Juli 1011 neben verschiedenen anderen Orten, darunter Hersbruck und Ittling auch „Sneitaha" (Schnaittach) dem von ihm neugegründeten Bistum Bamberg. Im 12. Jahrhundert wurde der Fronhof durch das Bamberger Stift St. Stephan aufgelöst und in einzelne Bauernhöfe aufgeteilt, die nunmehr von selbständigen Bauern bewirtschaftet wurden. Schon im Mittelalter hatten die Schnaittacher Bauern aber auch noch mit einem anderen Herrn zu rechnen, mit dem Besitzer des Burg Rothenberg. Eine kostbare Nachricht aus den Jahren 1366/68, die uns in einem Salbuch (Herrschaftsbuch) des böhmischen Königs und deutschen Kaisers Karl IV: überliefert ist, lesen wir, dass die Bauern außer ihren Gilten nach Bamberg, auch gewisse Abgaben an den Inhaber der Burg Rothenberg, den Kaiser, als „Vogt" (Schutzherrn) zu leisten hatten. Das Dorf Schnaittach bestand damals aus 12 Höfen, auch Lehen genannt. Dazu gehörten zweifelsfrei die Anwesen „Kolbmann" (Winter, Nürnberger Str. 34), „Winterler" (Haberdasch, Nürnberger Straße 29, „Bauernwirt" (Träg, Nürnberger Str. 13, „Gärtner" (Britting, Birkensteingasse 14). Wahrscheinlich darf man zu diesen alten Höfen auch einige Anwesen rechnen, die äußerlich nicht mehr so deutlich die Merkmale der alten Höfe tragen: die Häuser Nürnberger Str. 16 und 18 gemeinsam (Vitzthum und Mitterer), der Hof „Wasserbeck" (Nürnberger Straße 8), Teile aus dem Spiehl`schen Anwesen in der Gegend von Nürnberger Straße 6 und das Anwesen zum „Paulus" (Festungstraße 4, Inhaber Weber). Aus diesem Salbuch wissen wir auch: „Seit dem der König von Böhmen den Rothenberg erworben hat (um 1360) seien viele neue Häuser errichtet worden". Spätestens zu dieser Zeit (eher um 1300) muss der Markt auch zu einer Kirche gekommen sein. Einer alten Überlieferung zur Folge war das heutige Heimatmuseum der Standort des ersten Schnaittacher Gotteshauses. Sichere Kunde vom Kirchenwesen in Schnaittach haben wir erst aus dem Jahr 1385. Damals errichtete König Wenzel gemeinsam mit einigen Bürgern des Marktes eine Frühmesse in Schnaittach. Vermutlich wurde in dieser Zeit der Grundstein zur Kirche St. Kunigund gelegt, die bis zu den Jahren 1542 bis 1556 noch durch die Mutterkirche Bühl betreut wurde.
Im 14., 15. Und 16. Jahrhundert wuchs Schnaittach. Das Innere von Markt und Dorf wurde mit Häusern aufgefüllt. Neben den großen Höfen entstanden Taglöhner- und Austragshäuser. Die Gemeinde erteilte öfter Erlaubnis zum Bauen auf gemeindlichen Gründen, z. B. an den Rändern der breiten Straßen oder bei der Errichtung des Blocks inmitten der Nürnberger Straße (von Struller bis Raiffeisen). Im 16. Jahrhundert standen schon Häuser vor dem Oberen Tor (Rathaus) an der Straße nach Erlangen. Auch vor dem Nürnberger Tor (beim Anwesen Kolbmann) bis zur Johannisgasse standen bereits Häuser. Am Bürgerweiher errichtete man ein Leprosenhause für Leute mit ansteckenden Krankheiten. Im 15./16. Jahrhundert siedelte man in der Mühlgasse, sogar dem Hang hinunter (Birkensteingasse, Museumsgasse) um die ursprünglich feuchte „Fröschau" und die jetzige Bahnhofstraße zu bebauen.
Die mächtige Festungsruine über dem Markt kündet von einer bewegten Vergangenheit, die für ein weites Umland nachhaltige Wirkungen hat. Man darf sagen: Der Rothenberg wurde Schnaittachs Schicksal bis ins 19. Jahrhundert. Die bewegte Geschichte der Festung Rothenberg und ihre Bedeutung für Schnaittach kann in dem Buch von Dr. Fritz Schnellbögl „Schnaittach und seine Landschaft" nachgelesen werden.
Seit dem 16. Jahrhundert lebten Juden und Christen in Schnaittach verstreut über den Ort nebeneinander. Sie trieben Handel und kleine Gewerbe. Der Erwerb landwirtschaftlicher Anwesen war ihnen nicht erlaubt. Während in weiten Teilen Deutschlands die Juden ausgewiesen wurden, gestatteten die Besitzer des Rothenbergs und die pfälzischen Landesherren zum Ende des 15. Jahrhunderts einer begrenzten Zahl von Juden sich in Schnaittach und in anderen Orten um den Rothenberg (Hüttenbach, Ottensoos und Forth) niederzulassen. Wahrscheinlich infolge der Austreibung der Juden aus Nürnberg um 1499 nahm die jüdische Bevölkerung rasch zu. Schon 1529 hatte die Schnaittacher Judengemeinde einen eigenen Schulmeister, im Jahr 1537 wird erstmals der hiesige Judenfriedhof archivalisch erwähnt, der später der Begräbnisplatz auch für die übrigen Judengemeinden der Rothenberger Herrschaft wurde. Sogar Juden der Gemeinde Fürth wurde im 16. Jahrhundert hier begraben. Die Synagoge (Museumsgasse 12) trägt in hebräischer Schrift die Jahreszahl 1570. Nach einer Statistik des Jahres 1761 wohnten damals in Schnaittach 63 Judenfamilien, dazu 14 Witwen, der Rabbiner, der Vorsänger und der Schulklopfer.
Hatte sich das Gesicht Schnaittachs seit dem Mittelalter bis in die Zeit um 1800 nur wenig gewandelt, so begann nun die Epoche der nachhaltigen Veränderungen. Ämter von alter Tradition, Landgericht und Rentamt, verließen den Ort. Dafür gab es neue wirtschaftliche Impulse. Die Bevölkerungsmehrung ließ den Ort wachsen. Zählte man im Jahre 1808 in Schnaittach noch 1284 Seelen in 166 Häusern und 290 Feuerstätten, dazu kamen noch auf dem Franzenhammer 54 Seelen in 3 Häusern und 14 Feuerstätten stieg die Bevölkerung gleichmäßig an:
1837: 1528 Seelen, 1861: 1659 Einwohner, 1880: 1737 Einwohner, 1900: 1809 Einwohner 1925: 2049 Einwohner, 1939: 2729 Einwohner.
Schnaittach nahm, wenn auch im bescheidenen Maße, Anteil an der Industrialisierung, die im 19./20. Jahrhundert unser überwiegend bäuerlich geprägtes Land umformte. Es entstanden kleine, meist auch nur kurzlebige Betriebe. Neben der Ziegelhütte am Fuß des Rothenbergs entstand auf dem zum Schloß (heute Caritas) gehörigen Gelände die Schmauß`sche Ziegelei (hier waren damals schon Italiener beschäftigt). Wo heute das Bad ist war ebenfalls eine Ziegelei. Auf dem alten Hirschenwirtsanwesen an der Bayreuther Straße war eine Malzfabrik. Wichtig für Schnaittach die 1856 entstandenen Tonwerke der Wolfshöhe. Auch einer der Gründe warum das Schnaittachtal 1895 seine Lokalbahn bekam. Einen gewissen Wohlstand verdankt der Ort Ende des 19. Jahrhunderts den Hopfenanbau. Schnaittach wurde zum Mittelpunkt des Hersbrucker Gebirgshopfens, von 1930 bis 2000 wurde hier in einer Hopfensiegelhalle das Produkt versandfertig gemacht.
1892 wurde in der Erlanger Straße 20 das Schnaittacher Krankenhaus gebaut, das später an den Arzt Dr. Feurer überging. Nördlich davon entstand das Bezirkskrankenhaus (das heutige Krankenhaus). Es war ab 1907 als Distriktskrankenhaus in Betrieb und wurde 1931 erweitert. Um 1808 entstand der Friedhof neben dem Kalvarienbergkirchlein. Damit konnten die Friedhöfe an der Kirche und beim Bürgerweiher aufgelassen werden. Der Bevölkerungszuwachs machte in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Bau eines weiteren Schulhauses in der Nähe der Kirche erforderlich. Diese Schule wich 1933 dem Kirchenumbau. Um die Jahrhunderwende entstand die Schule an der Erlanger Straße die erstmals 1933 und dann nochmals 1961/62 erweitert wurde. Das frühere Rathaus stand, dreistöckig mit massiven Quadern gebaut mitten im östlichen Teil des Marktplatzes. Ab 1809 wurde es wegen Baufälligkeit eingerissen. Erst 1892 entstand ein neues Rathaus am Oberen Tor des Marktplatzes im damals beliebten Neurenaissancestil. 1907/08 wurde die Wasserleitung mit Wasserturm gebaut. Vorher gab es Pump- und Ziehbrunnen. Elektrisches Licht kam im Schicksalsjahr 1914. Zur Zeit des Kriegsausbruchs löste in Schnaittach die Straßenbeleuchtung die Öllaternen ab.
Im Jahr 1816 wohnte noch kein Protestant in Schnaittach, 1837 zählte man 3 protestantische Familien, 1863 waren es 25 Seelen, die in die Pfarrei Osternohe eingepfarrt wurden. In der Folgezeit wurden die protestantischen Familien zu einer „Filialgemeinde Schnaittach" zusammengefaßt, die vom Osternoher Pfarrer betreut wurde. Die Gemeinde hatte ihre Gottesdienste zunächst im sog. „Kolbmannshof" (Nürnberger Straße 34). 1892 wurde nach den Plänen des Architekten Theodor Eyrich vom Schnaittacher Maurermeister Fritz Gößwein die Christuskirche an der Erlanger Straße gebaut. Selbständiges Vikariat wurde Schnaittach 1955, Pfarrei mit Urkunde vom 30.1.58. Das Pfarrhaus entstand 1955.
Vereine im heutigen Sinne hat es in alter Zeit nicht gegeben. Die hergebrachten Zünfte dienten weniger der Geselligkeit als vielmehr beruflichen Aufgaben. Zu den ersten Vereinen im heutigen Sinn kann man die Schützengesellschaft Schnaittach zählen, die bereits 1845 das Recht hatte, die Schießstätte oberhalb des Kugelfangs gemeinsam mit der Landwehr zu benützen. Der älteste der heute noch bestehenden Vereine ist der 1847 gegründete Gesangverein. Zur „Erheiterung und Unterhaltung der Gesellschaft" und zur „Förderung und Verbreitung der Vokalmusik" entstanden die meisten Vereine Ende des 19. Jahrhunderts. So entstanden hier ein „Katholischer Männerverein" oder der Schnaittacher Turnverein von 1899, ein Krieger- und Soldatenverein, Feuerwehr oder die Freiwillige Sanitätskolonne. Aus diesen Vereinen wuchs ein 1. FC Schnaittach oder der Theaterverein „Edelweiß" (1930). Im Jahr 1935 schuf die Gemeinde ein -damals- modernes Schwimmbad. Der Sportverein mußte in Richtung Hailloh weichen. Seit 1935 wirkt der Skiclub Rothenberg, der sich 1950 bis 1952 eine Schanze schuf. Alljährlich ein großer Anziehungspunkt für viele Besucher.
Politisch entstand 1899 ein sozialdemokratischer Wahlverein. Dieser Verein bestand fast nur aus Arbeitern und war Gründer der heutigen SPD. 1907 wurde eine Liberale Vereinigung für Schnaittach und Umgebung gegründet mit dem Zweck: „Pflege, Stärkung und Vertiefung des liberalen Gedankens mit möglichster Beseitigung der bisherigen Gegensätze". Sozialdemokratische Versammlungen fanden im „Schwarzen Adler" (Mühlgasse 6) statt. Der Liberale Verein tagte in der „Kanone" (Bayreuther Straße 6).
Bereits um die Jahrhundertwende war der Markt um die Verschönerung seines Ortsbildes bemüht. Ein Verschönerungsverein - gegründet 1893 - widmete sich mit Erfolg der Erschließung landschaftlicher Schönheiten und dem Erhalt der Festungsruine Rothenberg. 1928 entstand eine Gedenkstätte für die Opfer des 1. Weltkrieges (Kriegerdenkmal). Der Künstler war der akad. Bildhauer Josef Wirth. Eine Grabplatte erinnert an die Opfer des 2. Weltkrieges. Ein erfreulicher Gewinn für den Ort ist das Heimatmuseum. Sein Gründer und langjähriger Verwalter war Gottfried Stammler (1885 bis 1959). Gegründet wurde das Museum 1923 zuerst im Haus Marktplatz Nr. 14, dann im Sanitätskolonnenhaus in der Grabenstraße (Eröffnung 1929), nach Ende des zweiten Weltkrieges in der ehemaligen Synagoge (1949).
In der Zeit von 1965 bis 1967 halfen alle zusammen, die katholische Kirchenverwaltung, die Gemeinden Schnaittach und Hedersdorf, das Landesamt für Denkmalpflege und das Ordinariat in Bamberg um das einsturzgeführdete Kirchlein am Kalvarienberg zu retten. Um diese kostbare Stätte der Andacht zu retten bedurfte es viele opferbereite Bürger und Bauern. Die sehenswerten Stuckdecken erneuerte die Werkstatt des Bildhauers Fritz Strattner aus Nürnberg.
Erster Weltkrieg, Zusammenbruch und Inflation, Drittes Reich und 2. Weltkrieg mit erneuten Zusammenbruch haben auch Schnaittach stark beeinflußt. 1914 konnte man auch in Schnaittach die Auswirkungen einer Massenhysterie beobachten. Mit Gewehren ausgerüstete Männer bewachten die Ortsausgänge um das sagenhafte Goldauto, das von Frankreich nach Rußland mitten durch deutsches Land fahren sollte anzuhalten. Nach der Not des Krieges und der bitteren Nachkriegszeit brachte das Jahr 1933 erneut folgenschwere Ereignisse: das überaus beklagenswerte Schicksal der hiesigen Juden und den ungeheuren Blutverlust im 2. Weltkrieg. Der Ort selbst blieb von unmittelbaren Kriegsschäden fast verschont. 1935 wurde im Hailloh das Reichsarbeitslager errichtet. Die Autobahn München - Berlin wurde 1937 eröffnet.
Seit dem 2. Weltkrieg hat sich die Bevölkerung und bauliche Struktur Schnaittachs gewandelt. Zuwanderungen aus Nürnberg (Evakuierungen) und Vertreibungen aus dem Osten, hauptsächlich aus dem Sudetenland und Schlesien brachten viele fremde Menschen hierher, größtenteils durch Zufall und ungewollt. Die Bevölkerungszahl wuchs von 2729 Einwohnern im Jahr 1939 bis 1961 auf 3874 Einwohner. Rings um Schnaittach entstanden neue Wohnsiedlungen.
Erst im 20. Jahrhundert wurden karitative Einrichtungen geschaffen. Noch vor dem 1. Weltkrieg (1914) lagen die Anfänge eines Kindergartens im „Schwarzen Adler" (Mühlgasse 6). Später wurden die Kleinen von den Oberzeller Schwestern, Würzburg, im Schloß, dem heutigen Jugendhilfezentrum, betreut. 1963 entstand der katholische Kindergarten an der Erlanger Straße, 1991 wurde ein zweiter Kindergarten unter der Trägerschaft der evang. Kirche gegründet.
Das Jugendhilfezentrum war zunächst nach dem 2. Weltkrieg ein Heim für Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihrer Familie bleiben konnten. Jetzt ist es eine Einrichtung, die über diese Betreuung hinaus unterschiedlichste Jugendhilfemaßnahmen anbietet. Außerdem ist dieser Einrichtung eine Schule zur Erziehungshilfe (1.-9. Klasse) angeschlossen.
Durch Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren vom 28. Juni 1971 - Nr. I B 3 - 3000 - 41 e/122 fanden aufgrund einstimmiger Beschlüsse der jeweiligen Gemeinderäte und des Marktes insgesamt 23 Ortschaften (siehe unter Gemeindeteile) Aufnahme in den Markt Schnaittach.